„Ich will mein Kind!“

 

Ausreiseantrag mit Folgen

 

 

 

Karin stellt wiederholt mit ihrem Mann seit 1975 einen Ausreiseantrag. Im Mai 1980 wird sie verhaftet. Ein Brief als letzter Hilferuf wird zum Verhängnis. Stasi-Spitzel haben sie verraten. Der Brief, der erst in der BRD auf die Reise geschickt werden soll, wird an der Grenze abgefangen. Eine unmenschliche Tragik ist die urplötzliche Trennung der Mutter von ihrem Kind. Im Buch bilden Mutter Karin und Sohn Matthias die Zentralfiguren. In den Schilderungen geht es um die kleine Familie – den betroffenen Menschen. Karin wird von ihrem achtjährigen Sohn getrennt, den die Machthaber einfach in ein Kinderheim stecken.

 

Die gewünschte Ausreise bildet die Hintergrundgeschichte für das menschliche Leid.

 

Ein brisantes Thema – ein Fall von Tausenden zeigt ein wenig die Macht des Ministeriums für Staatssicherheit, die im Auftrag der führenden Partei der Arbeiterklasse der SED,  handelt. Durch die Konfrontation mit dem DDR-Herrschaftssystem macht Karin brutalste Erfahrung mit Willkür, das Verfrachten ihres Sohnes in ein Heim (Jugendwerkhof) und entwürdigendem Haft-Alltag. Und das nur, weil sie nicht geforderten Normen entspricht. Karin vertritt felsenfest ihre Meinung und Werte, lässt sich niemals einschüchtern beziehungsweise umkrempeln. Für sie fühlt sich die Ausreise in die BRD richtig an, fixiert sie selbst unter psychischem Druck. Aktiv und nachhaltig greift das perfide System in ihre Biografie ein und hinterlässt unheilbare Spuren, denn politisch abweichend Denkende werden in der DDR besonders scharf beobachtet.

 

Karin ist übel zugespielt worden, die Schmerzgrenze weit überschritten.  

 

Was bedeutet für Karin die Stasi-Haft? Wie ergeht es der Mutter im Frauengefängnis Stollberg Hoheneck. Zuhauf sitzt Karin dort wie ein Kaninchen zusammengekauert, fügt sich, weil sie unentwegt an ihr Kind denkt. Für ihn muss sie durchhalten! Wie wirkt sich die ca. einjährige Haft auf die Psyche und das weitere Leben von Karin und der ganzen Familie aus.  Wie geht es Karin nach dem Freikauf in der BRD? Es wird ein Ausblick gegeben, wie das Leben Karins in dem von ihr gewünschten Land verläuft. Dort muss die Mutter nochmals ein halbes Jahr auf ihren Sohn warten. Sein in Empfang nehmen wird zu einer weiteren Marter. In Karin kehren Ängste zurück, nochmals verhaftet zu werden.

 

Tragisch ist, dass sich die Geschichte in Karins Familie wiederholt, denn schon ihr Vater saß aus politischen Gründen 1961. Ihm wurde eine Aussage bezüglich des Mauerbaus zum Verhängnis. Karin sitzt monatelang im selben Untersuchungsgefängnis wie seinerzeit ihr Vater.

 

 

 

Es ist die Stimme eines Opfers der DDR-Diktatur, der Sie ihr Gehör schenken können/dürfen.